Raus aus der Komfortzone – rein ins pralle Leben, das war meine Aufgabenstellung für den gestrigen “Tag gegen Armut”. Platz-nehmen als betroffene Erzählerin zum Thema Arbeitslosigkeit bei der Salzburger Armutskonferenz für Jugendliche in St. Virgil – Methode Erzählcafe.
Der Mut, den es braucht
Da saß ich dann vor 25 Jugendlichen und einigen Lehrpersonen und erzählte von meiner Arbeitslosigkeit und wie es mir damit ergeht – gemeinsam mit Karin, einer lieben Kollegin aus dem Projekt EU-Forschungsprojekt Re-InVEST.
Mich nicht für meine Arbeitslosigkeit schämen und erzählen, was es wirklich heißt, keine Arbeit zu haben, aufzuklären über die, ach so bemühte “soziale Hängematte”. Reden, über die Gefühle, nach der xten Absage, über das immer wieder Aufraffen und Weitermachen, über Tränen der Verzweiflung, die schon mal fließen – das ist fordernd, das braucht meinen ganzen Mut.
Sichtbar werden –
- mit meiner aktuell größten Herausforderung, nämlich einen Arbeitsplatz zu finden, an dem ich eben Platz-nehmen kann.
- macht verwundbar und angreifbar.
Sichtbar machen –
- heißt aber auch beteiligen, (mit)gestalten und möglicherweise zum Nachdenken anregen.
- bedeutet auch, ein Zeichen zu setzen – hey, frag mich, wenn Du etwas wissen willst. Sprich mit mir, nicht über mich!!!
Beispiel aus der Praxis für Jugendliche
Zugänge finden, die sich Jugendlichen erschließen: “Stell Dir vor, du hast Sommerferien, dein Taschengeld wird dir ca. um die Hälfte gekürzt und viele deiner Freunde sind im Urlaub. Andere haben keinen Bock auf jemand, der bei so wenig mitmachen kann, weil er sich so wenig leisten kann. Sie finden das uncool! Am Anfang der Ferien geht es ja noch,du freust dich vielleicht sogar über die Pause vom Schulalltag. Aber es wird täglich langweiliger, dir fällt die Decke auf den Kopf und du merkst, dass deine Laune immer mehr sinkt. Jeder vergebliche Versuch, eine Freundin oder einen Freund zu kontaktieren, zieht dich noch mehr herunter. Die gefühlten Ausreden machen es dir auch nicht leichter. Du grübelst, was mit dir falsch ist, dass dich “niemand mehr mag”. Und dann du bist richtig froh, dass die Ferien vorbei sind und du wieder in der Schule Platz-nehmen kannst. Möglicherweise wirst du dich anders verhalten, zurückhaltender, skeptischer und zu einigen auf Distanz gehen und überlegen, wer deine echten Freunde sind.”
Das war ein spannender Tag für mich, Platz-nehmen in aller Öffentlichkeit.
5 Kommentare
Toller Bericht, Ich finde es großartig, dass Du Platz genommen hast und Dich sichtbar gemacht hast.
dein letzter Satz hat Nachhaltigkeitspotential!
Besser gehts nicht, …absolut treffende Schilderung …denke die Youngsters waren durchaus beeindruckt von uns…girlpower…!
Danke Karin für deine wertschätzenden Worte.
Toller Bericht!
Macht Mut und gibt Jugendlichen einen anderen Blickwinkel!
Sehr mutig – weiter so!