Am Waginger See gegen Abend wird es stiller. Eine Bank lädt mich zum Verweilen ein. Die Sonne ist noch da, wärmt noch. Ruhig ist es. Stockenten und Blesshühner nehmen ihren Platz wieder ein, den sie während des Tages den Badegästen überlassen hatten. Sie bereiten sich für die Nacht vor.
Ich sitze auf “meiner” Bank und beobachte, nehme wahr. Das satte Abendblau des wolkenlosen Himmels, das dunkle, grünliche Blau des Wassers und den zarten Wellengang. Der Wellengang wirkt gemütlich und entspannend für meine Augen. In der Entfernung sehe ich den Untersberg – ein anderer Blick auf unseren Salzburger Hausberg, um den sich so viele Sagen und mysteriöse Geschichten ranken. Die Entfernung tut mir gut, weil manchmal ist mir dieser mächtige, schicksalsträchtige Berg etwas zu nah. Da brauche ich dann Distanz und sei es nur für einige Stunden.
Es ist leise und ich werde ruhiger als ob das Wasser die anstrengenden Gedanken des Tages einfach mitnehmen würde. Fast habe ich das Gefühl, die Kastanie neben meiner lacht ob der banalen Gedanken dieses Menschenkindes unter ihr. Sie scheint selbst noch nicht so alt zu sein, wirkt aber schon ziemlich weise. Wahrscheinlich hat sie in ihrem Leben an dieser Stelle schon einige Stoßseufzer gehört. 😊
Dann schlage ich mein mitgebrachtes neues Buch Füttere den weißen Wolf an irgendeiner Stelle auf – eine Achtsamkeitsübung zeigt sich 😊. Der Text in etwa lautet – die Kurzfassung – Tun Sie einfach nichts. Setzen Sie sich bequem hin, lassen Sie Ihre Gedanken fließen und tun Sie einfach nichts – für fünf Minuten. Kein Handy, keine Zeitung, kein Fernseher oder Sonstiges sondern einfach “nur” schauen und wahrnehmen oder auch nicht.
Mittlerweile schaffe ich es schon. Jedoch können 5 Minuten anfangs eine Ewigkeit bedeuten. Welche Herausforderung in unserer hektischen, multitasken Zeit, in der jede Minute genutzt werden “muss” einfach 5 Minuten nichts zu tun. Es scheint fast, als ob das Nichtstun mehr Arbeit ist als unser oft getriebenes Tun. Ein spannender Gedanke.
Plötzlich ist es vorbei mit meiner Ruhe. Auf der Nachbarbank hat eine Frau Platz genommen. Sie plärrt (schreit sehr laut) ihre Tageserlebnisse in ein Handy bzw. in den Äther 😉. Was ich da alles erfahre über eine wildfremde Person. Mag ich das?
Ich stehe auf und gehe und ein bisserl (etwas) wundern tue ich mich schon.
Wie geht es Euch in solchen Situationen?
30 Kommentare
Hey du.
Ach wie schön und erholsam es sein kann, einen Ruheort zu finden wo man lesen kann. Habe mir auch oft vorgenommen hier in den Wald zu fahren und dann zu lesen. Irgendwann kam ich nie dazu.
Finde toll, wie du das alles beschrieben hast und auch die Bilder, herrlich. Sie vermitteln mir innere Ruhe.
Liebste Grüße,
Sandra.
Ach da siehts so fein aus! Ich werd mir am Wochenende meine Mädels schnappen und mit ihnen auch mal eine Runde um unseren lokalen Bergsee drehen. Da finden wir sicher auch eine feine Bank 🙂
Ich schick dir liebe Grüße!
Theresa
Und? Die Absichten umgesetzt? 🙂 Liebe Grüße Michaela
Hier kann man ganz bestimmt super entspannen! Liebe Grüße ronja
Liebe Michaela,
danke für diesen wunderbaren Artikel. Ich bin alleine durchs Lesen entspannt.
Und ja – diese Handyplärrer finde ich auch ganz furchtbar.
Liebe Grüße von Niederösterreich nach Salzburg
Die Grüße sind angekommen, danke. 🙂 Ja, auch Lärm ist eine Luftverschmutzung. Ich freue mich, wenn ich dazu beitragen, dass Du durch das Lesen meiner Beiträge etwas entspannter bist. Herzlich
ich hab mich jz so richitg in deine situation reinversetzen können!
Wie du da auf der Bank gesessen bist – 5 Min auszeit genommen hast u dann plötzlich unterbrochen wurdest…
toller beitrag
glg katy
http://www.lakatyfox.com
Ja, passiert immer wieder. Für mein Seelenheil wäre es besser sich daran zu gewöhnen. Aber es stört mich schon manchmal, dass es scheinbar “nirgends” mehr Ruhe gibt. Danke
Hallo Michaela,
eine kleine Auszeit vom Alltag tut immer gut! Ich kenne den Waginger See sehr gut und glaube sogar die Stelle wo Du auf dem Bankerl warst zu kennen! Früher habe ich mich in solchen Situationen geärgert, heute ignoriere ich es und lache darüber…
Dann werde ich doch mal ein Coaching bei Dir machen, weil ich schon immer wieder genervt bin, wenn ich so nirgends meine Ruhe mal haben kann. Liebe Grüße
Sehr schöner Text. Da hast du dir richtig Gedanken gemacht.
Liebe Grüße vom Conntrip.com Team
Herzlichen Dank für das Feedback von so berufener Seite. Lg Michaela
Da hast du recht, 5 Minuten können einem lang vorkommen, weil wir doch immer versuchen, jede Minute des Tages zu füllen. Ich ertappe mich oft, dass ich sogar ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich mal nichts tue.
Ein sehr schöner Text!
LG, Katja
Danke für Deinen Kommentar. Ja, genau – schon fast ein schlechtes Gewissen haben, wenn man mal nichts tut. Dabei wäre es manchmal so wichtig.
Dein Beitrag ist sehr schön! 🙂
Ich finde so etwas so unhöflich von den Leuten. Man kann auch leise sprechen!
Liebe Grüße Fabian
Genau, lieber Fabian. Man könnte sogar einmal gar nicht sprechen sondern nur genießen. 🙂
Ich finde solche Situationen eher unangenehm, denn ich weiß nie, wie ich mich verhalten soll.
Aber was ich toll finde und auch öfters mache: Hinsetzen und einfach wahrnehmen…ohne Handy…nur dasitzen und genießen 🙂
Liebe Grüße
Nadine von tantedine.de
Danke Nadine. Es freut mich, dass auch andere Menschen “üben”, mal nichts zu tun. Liebe Grüße
Ein echt toller Text! Ich muss sagen nichts tun stresst mich teilweise mehr als viel tun – so ist es leider in der heutigen Zeit.
Liebe Grüße Lisa♥
Üben, üben, üben. Es wird leichter mit der Zeit, versprochen. 🙂
Fünf Minuten nichts tun, dass ist sehr schwer. Ich springe immer im Dreieck, mache mal das und mal das. Sogar auf diese Bank würde ich mein Strickzeug mitnehmen, denn meine Hände müssen immer etwas zu tun haben und meine Sockenbestellungen muss ich auch abarbeiten.
Liebe Grüße
Sigrid
Das mit dem Stricken kenne ich. 🙂 Aber zur Zeit mag ich einfach mal nicht. Liebe Grüße
Dein Text ist ja richtig toll. Nun habe ich auch Lust an einem See zu lesen.
LG Jasmin
Am Wochenende wird das Wetter wieder besser. Dann ist es auch am See wieder gemütlicher. 🙂
Servus Michaela!
Schöner Text! Ja, 5 Minuten nichts tun – wer kann das heute schon noch? Arbeite selber immer öfter an mir, seit ich bemerkt habe, dass ich mehr oder weniger nur noch getrieben bin. Getrieben von Dingen, die auch Spaß machen, aber irgendwie zu sehr Besitz von mir ergreifen.
Have fun
Horst
Getrieben sein und schlechtes Gewissen sind die größten Feinde von Erholung und Entspannung. 🙂 Wenn aber die beiden E’s fehlen, leidet Kreativität. Wir bleiben dran, gell.
Sehr schöne Gedanken und Beobachtungen von dir.
Wie weise, dass du aufgestanden und gegangen bist. Heute würde ich es tun wie du. Wer weiß, vielleicht wäre ich vor einigen Jahren noch sitzen geblieben und hätte mitgehört und mir meine Gedanken dazu gemacht. “Fremdhören” sozusagen.
Manchmal ist “Fremdhören” ganz amüsant und informativ 🙂 aber mittlerweile oft einfach nur mehr nervig – eine andere Art von Luftverschmutzung sozusagen. Liebe Grüße
Das sieht nach Entspannung pur aus 😉
Liebe Grüße Sabine
Da kann ich Dir nur zustimmen, liebe Sabine.