Am Waginger See gegen Abend wird es stiller. Eine Bank lädt mich zum Verweilen ein. Die Sonne ist noch da, wärmt noch. Ruhig ist es. Stockenten und Blesshühner nehmen ihren Platz wieder ein, den sie während des Tages den Badegästen überlassen hatten. Sie bereiten sich für die Nacht vor.
Ich sitze auf “meiner” Bank und beobachte, nehme wahr. Das satte Abendblau des wolkenlosen Himmels, das dunkle, grünliche Blau des Wassers und den zarten Wellengang. Der Wellengang wirkt gemütlich und entspannend für meine Augen. In der Entfernung sehe ich den Untersberg – ein anderer Blick auf unseren Salzburger Hausberg, um den sich so viele Sagen und mysteriöse Geschichten ranken. Die Entfernung tut mir gut, weil manchmal ist mir dieser mächtige, schicksalsträchtige Berg etwas zu nah. Da brauche ich dann Distanz und sei es nur für einige Stunden.
Es ist leise und ich werde ruhiger als ob das Wasser die anstrengenden Gedanken des Tages einfach mitnehmen würde. Fast habe ich das Gefühl, die Kastanie neben meiner lacht ob der banalen Gedanken dieses Menschenkindes unter ihr. Sie scheint selbst noch nicht so alt zu sein, wirkt aber schon ziemlich weise. Wahrscheinlich hat sie in ihrem Leben an dieser Stelle schon einige Stoßseufzer gehört.
Dann schlage ich mein mitgebrachtes neues Buch Füttere den weißen Wolf an irgendeiner Stelle auf – eine Achtsamkeitsübung zeigt sich
Mittlerweile schaffe ich es schon. Jedoch können 5 Minuten anfangs eine Ewigkeit bedeuten. Welche Herausforderung in unserer hektischen, multitasken Zeit, in der jede Minute genutzt werden “muss” einfach 5 Minuten nichts zu tun. Es scheint fast, als ob das Nichtstun mehr Arbeit ist als unser oft getriebenes Tun. Ein spannender Gedanke.
Plötzlich ist es vorbei mit meiner Ruhe. Auf der Nachbarbank hat eine Frau Platz genommen. Sie plärrt (schreit sehr laut) ihre Tageserlebnisse in ein Handy bzw. in den Äther
Ich stehe auf und gehe und ein bisserl (etwas) wundern tue ich mich schon.
Wie geht es Euch in solchen Situationen?