Zugegeben, dieses Jahr hat er mich erwischt, der Novemberblues. Die Tage sind schon so früh vorbei wie schon lange nicht mehr. Der Nebel mag sich so gar nicht lichten. Ich gehe in der Dämmerung aus dem Haus und komme in der Dämmerung nach Hause. Das schlägt mir etwas auf mein Gemüt.
Sicher gibt es Johanniskraut, Vitamin D Präparate, Tageslichtlampen und unendliche viele Tipps, wie man diese Zeit gut überstehen kann. Doch gilt es nicht manchmal aus- und durchzuhalten?
November – Zyklus des Werdens und Sterbens
Auch in mir werkelt so ein Gefühl von schnell weg damit, ich mag das nicht, diese Zurückgezogenheit, dieses eigenartig eingehüllte Gefühl, diese „komische“ Ruhe, die mich gerade umgibt. Und doch hat sie auch ihre Qualität. November ist das Monat des Sterbens, des Zurückziehens, im Außen in der Natur und auch in meinem Inneren. Es ist Pause! Eine Pause, die der immer rege Geist so schlecht aushält, die aber so wichtig ist. Wochen des Trubels sind hinter mir, viele Gedanken geistern in meinem Kopf herum, so viel könnte ich zu den aktuellen Themen sagen, die sich durch Nachrichten, Facebook und anderen Medien ziehen, aber ich schweige.
November, das einzige Monat im Jahr, wo Rückzug, Einigeln gesellschaftlich anerkannt ist – so ähnlich habe ich es mal vor vielen Jahren in einem Zeitungsartikel gelesen. Das einzige Monat im Jahr, wo frau nicht jede Minute ausnützen “muss” und als Misanthropin gilt, wenn sie sich nicht in das gesellschaftliche Leben wirft. Das einzige Monat im Jahr, wo um 20.00 Uhr schlafen gehen einfach ok ist.
Das erlaubt der November oder ich mir in diesem Monat. Ich glaube fest daran, dass wir diesen Zyklus des Werdens und Sterbens seit Anbeginn in uns tragen, auch wenn wir im 21. Jahrhundert nicht mehr daran denken (wollen). Auch wenn uns dieser Zyklus nicht in den Kram passt und scheinbar rostet wer rastet. Es liegt nicht im Trend, sich zu sammeln – nicht nur Pilze und Beeren – in einer Zeit, wo der Terminkalender am besten zwei Jahre im Voraus voll zu sein hat, damit man busy und gestresst ergo erfolgreich wirken kann. 😉
November und die Stille Zeit
Ruhe, Stille und Zurückgezogen sein liegt einerseits unter dem Schlagwort Achtsamkeit voll im Trend andererseits ist es einfach verpönt, (scheinbar) nichts zu tun. Und wie weit ist Achtsamkeit auch nur wieder eine Mode, um Geld damit zu machen? Man gebe mal Achtsamkeit in eine Suchmaschine ein, dann weiß man, wovon ich rede. Und doch ist Achtsamkeit wichtig, Selbstfürsorge und Innehalten, damit man wieder spüren kann, falls der innere Tempomat auf zu schnell eingestellt ist oder das Navi doch eine ungewünschte Streckenführung angezeigt hat.
November ist sozusagen die Vorsaison zur Stillen Zeit, die so still gar nicht mehr ist. Die Terminkalender sind voll mit Shopping-Terminen, Weihnachtsfeiern, Christkindlmarkt-Treffen und ähnlichem. Für dieses Programm, um es durchziehen zu können, braucht es wohl die Ruhe vor dem Sturm im November, die Stille und das sich neu positionieren.
Danke November, für diese Herausforderung für die man dann doch dankbar ist, wenn der Dezember überstanden und man nicht unterm Weihnachtsbaum nach all der “Stillen Zeit” Hektik zusammengebrochen ist. 😉
Die Farbenpracht des “sterbenden” Herbstes – Früchte und Blätter
Doch hat der November auch Farbenpracht. Sobald nur ein etwas Sonne durch den Nebel dringt und ein Hauch von blau sich am Himmel findet, strahlen die verbliebenen Farben der Natur umso mehr. Farbgeschenke, im Einheitsgrau des Novembernebels. Ein Blatt hier, eine Hagebutte dort, ein unerschütterliches Blümchen bringen Farbe in den November. Die Farben sind da, es braucht nur einen genaueren Blick, um sie auch zu erkennen.
Ich habe einige Farben mitgebracht von meinem Kurztripp nach Italien Anfang November, seht selbst. Vom Kurztripp werdet Ihr demnächst zu lesen bekommen. 🙂
Wie geht es Euch im November? Habt Ihr ein Hausmittel für den Novemberblues? Erzählt gerne darüber.