Türchen 10 in Mias Blog-Adventkalender 2018

Adventkalender mit verschneiter Schlittenszene mit einem Rentier.

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christkind sondern auch der Adventskalender, um das Warten zu erleichtern und um es leichter zu machen, sich in Geduld zu üben. Den ersten Adventskalender soll es 1851 gegeben haben. Die Anfangsvarianten waren Kreidestriche an der Wand oder Strohhalme.

Seit damals hat sich viel getan und auch der Adventskalender ist zum Konsumartikel und zur Werbefläche geworden, fast möchte ich sagen verkommen. Mittlerweile gibt es fast nichts mehr, was sich nicht auch als Adventskalender vermarkten lässt, Spielsachen, Kosmetik, Bier, Tierfutter, Parfüms, um nur einige zu nennen. Auch in diesem Bereich gilt nur mehr größer und teurer. Ein einfacher Kalender aus Papier oder Schokolade ist schon zu banal.

Umso mehr freut es mich, dass Mia, ihre Idee der sich weiterentwickelnden Adventsgeschichte auch für 2018 aufgegriffen hat und ich auch wieder dabei bin, diesmal sogar zweimal. Innenhalten, lesen und dann die Geschichte weiterentwickeln. Das ist mein tägliches Innehalten, einige Minuten Zeit nehmen zum Lesen und gespannt sein, wie es täglich weitergeht. Das gehört zu meiner Adventszeit dazu.

Im Folgenden stammt alles kursiv Gedruckte von meinen Vorgängerinnen und einem Vorgänger, der letzte Absatz kommt von mir.

  Mias Blog-Adventskalender 2018 – Weihnachten und andere Monsta

Und da war es, das erste Türchen. Für das hatte sie sich als Ideengeberin natürlich verantwortlich gefühlt. So ein Anfangstürchen gibt die Richtung vor. Zack, da ist sie!  Zumindest für den ersten Raum, den die Menschen betreten, wenn sie mit den ersten Worten mitten hineingeführt werden. Sie bekommen vielleicht ein Gefühl dafür, was das für ein Raum ist, in dem sie sich befinden.

„Es duftet nach Kakao“, sagt Monsta und folgt dieser süßen Spur. „Da, ein Tannenbaum mit geschnitzten Holzfiguren!“, ruft Max und läuft dorthin. Roland malt ein Bild von dem Raum, Scrabbie hängt ihren Boxsack in die Ecke, Gustav gibt ihr Klugscheißer-Ratschläge und Lysander unterhält sich mit Otte.

Viele weitere Türchen werden sich bestimmt öffnen. Nicht immer an dem Tag, an dem wir sie brauchen. Das ist dann wie im Leben. Manchmal sehen wir zu lange auf eine geschlossene Tür, bis wir merken, dass eine andere längst geöffnet ist. „Du kannst ja einfach das Fenster nehmen!“, grinst Monsta und zeigt mir, wie das geht.ch rüttelte ihn unsanft wach. Er hatte es schließlich versprochen, hoch und heilig hatte er es versprochen. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich versuchte ihm den Teebeutel unter dem Arm wegzuziehen.

„Hey, du bist dran!“, rief ich noch einmal. „Was, was ist los?“, fragte er, noch völlig verschlafen und von nix eine Ahnung. „Du bist dran mit dem 2. Türchen und das schon seit Stunden!“, schimpfte ich. „Aber, ich entspanne doch gerade so schön mit meinem Teebeutel!“, beschwerte sich Monsta und gähnte. „O.k., ich bin ja gar nicht so. Also, ich öffne jetzt das 2. Türchen und dann kann es endlich losgehen mit der Geschichte, oder?“ Er ließ seinen Teebeutel in der Tasse, stieg teenass aus der Tasse und kletterte, kleine Pfützen hinterlassend, durch das Fenster. „Ich mache das Türchen von der anderen Seite auf!“, rief er und rüttelte an dem 2. Türchen, Nichts. Er rüttelte weiter. „Es klemmt!“ Rütteln. Nichts. Rütteln. Nichts.

„Vorsicht, ich nehme Anschwung. Geh lieber zur Seite!“ Ein lauter Knall und Monsta flog mit dem zweiten Türchen herüber zu mir. „So, das Türchen wäre soweit!“, grinste er und schüttelte sich. Ich lachte. Die Geschichte brauchte noch ein wenig, um sich von dem Schreck zu erholen, als sie so plötzlich im Raum stand, aber bis morgen wird sie sich erholt haben.

Wenn eine Tür zu klemmt oder sich nur mit ganz großer Kraftanstrengung öffnen lässt, ist es besser, sie geschlossen zu lassen und eine andere zu öffnen. Das passt doch besonders gut in die Adventszeit. Da entlanggehen wo es leicht ist… stattdessen machen wir uns das Leben oft schwer. Adventszeit heisst doch still werden, das Gute erwarten, behutsam vorangehen. Und was machen wir? Wir kämpfen immer mal wieder gegen das was ist. Nun ja, Monsta wollte nun mal unbedingt dieses Türchen öffnen. Und ja, es war dann ja auch genau richtig. Manchmal lohnt sich ja zu kämpfen. Genau hinter diesem Türchen verbarg sich nämlich eine Wortwolke, die wie geschaffen schien, um daraus eine wunderbare Geschichte für alle Monstas und Mias und alle anderen kleinen und großen Menschen zu erzählen.

Da standen in krakliger Schrift viele gute Zutaten für eine wirkliche Adventkalendergeschichte:

Wünsche, Advent, Weihnachten, Liebe, Frieden, Sehnsucht, Türen, Engel, strahlen, Freundschaft, Mysterium. „Schnee“ und „Winter“ lies sich nur ganz knapp entziffern. Einige weitere Worte waren gänzlich verwischt, man konnte sie nicht entziffern. Auch wenn Monsta sich noch so anstrengte… Aber er hatte ja selbst noch so viele Ideen mehr… 

 Monsta und Mia schauten mit aufgerissenen Augen auf ihren Gast, der sich in einer geschmeidigen Bewegung aus der Teepfütze erhob und nun in Form einer Kartoffel vor ihnen saß. Sein Körper sah aus wie ein durchsichtiger Wackelpudding, in dessen Innern kleine Lichtpünktchen in Grün und Gold aufblinkten, wie bei einer phosphoreszierenden Alge.

„Haaatschiiiii“, machte das Wesen und schoss dabei in die Höhe wie eine Gurke und blinkte hellgrün auf. Dann sackte es wieder in sich zusammen und sah jetzt wie eine zitternde Birne aus. „Entschuldigung, dass ich hier so mit dem Türchen ins Haus gefallen bin. Darf ich mich vorstellen: Ich bin das Mysterium“, sagte das Mysterium. „Ah, bist du unsere Adventsgeschichte?“, wollte Monsta wissen und grinste verschmitzt mit allen seinen fünf Zähnen. „Ich bin die Pointe der Geschichte“, sagte das Mysterium und leuchtete golden auf. „Aber ich habe mich leider in der Tür geirrt und bin viel zu früh dran. Ihr hattet es so eilig.“ „Was machen wir nun mit dir?“, fragte Mia.

„Ihr könnt mir helfen, die anderen Figuren der Geschichte suchen zu gehen. Sie sind beim schwungvollen Türchen öffnen von der Fensterbank nach unten in den Schnee gefallen.“  „Nach wem sollen wir denn Ausschau halten?“, fragte Monsta und strubbelte sich voller Tatendrang mit seinen kleinen Händen im Zottelhaar. „Der Prolog hatte schon seinen Auftritt, den müsst ihr nicht mehr suchen. Haltet die Augen auf nach Fräulein Freundschaft und Kammersängerin Sehnsucht. Herr Winter hat ziemlich frostige Manieren, aber vielleicht findet ihr noch heraus, was man tun muss, damit er auftaut.“

„Bin schon unterwegs“, rief Monsta und wollte losfliegen … „Halt!“, rief das Mysterium aufgeregt. „Eile mit Weile, liebes Monsta. Und überlege, in welcher Reihenfolge ihr die Figuren suchen müsst, derweil ich mich wieder in das letzte Türchen quetsche und meinen wohlverdienten Adventsschlaf weiterführe.“ „Wie? Du willst Mia und mir gar nicht helfen? Was ist denn, wenn wir nicht weiterkommen oder etwas falsch machen?“

„Papperlapp. Ihr habt Angst, nicht weiterzukommen, da lachen ja die Rentiere. Ich glaube, ihr seid umgeben von Menschen und Traumgestalten, die nur darauf warten, euch zu unterstützen. Manchmal müsst ihr einfach fragen. Mehr Mut zum Wort, sage ich!“  Monsta schüttelte seine strubbeligen Haare und guckte das Mysterium verständnislos an. Dann wandte es sich lieber an Mia. „Ach Mia, wäre das nicht schön, wenn …“ „Die Sehnsucht! Monsta, das ist es, du hast dich doch gerade nach etwas gesehnt. Nach was ist jetzt ganz egal. Du kannst es mir später erzählen. Ich möchte es auch unbedingt wissen, aber ich glaube, die Sehnsucht, die Kammersängerin Sehnsucht ist die Erste, die wir suchen müssen.“  Monsta sprang vor Freude in die Höhe und das Mysterium lächelte still vor sich hin, bereit in sein Schlafgemach zu klettern. „Zieh dir die Schneeschuhe an Mia, es geht los. Wenn du dich an mir festhältst, können wir sogar durch verschlossene Türen gehen.“ „Jetzt echt?“ Mia tippte sich verstohlen an die Stirn. Sie musste doch gleich mal an Monstas Teebeutel schnuppern. 

 „Fast. Du musst nur ganz fest an deine größte Sehnsucht denken.“

Mia schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern. Es war so Gott verdammt lange her, dass sie an ihre Sehnsucht gedacht hatte. Sehnsucht hatte irgendwas mit Träumen zu tun, daran erinnerte sie sich vage und Träume hatte sie längst aus ihrem Leben gestrichen. Wären Monsta & Co. nicht ihre Kumpels und Kumpelinen hätte sie sie wahrscheinlich komplett vergessen, aber so? Keine Chance und schon stupste Monsta sie ungeduldig von hinten an: „Auf geht´s, ab geht die wilde Fahrt! Scrabbie hat mir vorhin noch zugerufen, wo wir die Kammersängerin Sehnsucht finden können.“ „ Jaaaaa, totenhunderprozentigseelensicher… sie wohnt dort, wo der Osten auf einmal zum Westen wird, an jener feinen Grenze passt sie auf, dass ja keine Sehnsüchte die Welt verlassen können. Und wenn eine doch herunterzupurzeln droht, hilft ihr Max Erfindung des Sehnsuchtsfangnetzes (übrigens in sattem Magenta!) sie doch hier auf Erden zu behalten.”

Zisch, plitsch, braus, – Monsta und Mia waren nun nicht mehr aufzuhalten und sausten im Dunkel der Nacht davon…

Durch die Nacht also, flogen Monsta, Mia, Max, Scrabbie und Roland, auf der Suche nach Kammersängerin Sehnsucht, landeten sanft aufgefangen vom Sehnsuchtsfangnetz am Hain und sahen vor sich eine schier endlose Schlange Wartender. „Das wird ewig dauern“, seufzte Monsta, „wenn wir überhaupt reinkommen…“  „Ist Max nicht viel zu jung, Mia?“  „Keine Sorge, Scrabbie hat uns noch an jedem Türsteher der Stadt vorbeigebracht!“ „Ich will endlich tanzen!“, puffte Roland Nebelwölklein in die Kälte.

Nach drei endlosen Stunden standen sie endlich ganz vorne. Gerade wollte der Zerberus zu einem „Heute nicht…“ und einer abweisenden Geste ausholen, als eine engelsgleiche Stimme erklang, fanfarenbegleitet, und in güldenem Licht die Kammersängerin Sehnsucht herniederfuhr, den Türsteher umarmte und so lange küsste, bis die Sehnsüchtigen endlich begriffen, dass sie in den Tempel der Unschuld schlüpfen konnten, huschhusch, raschrasch.

Kaum drin, standen sie schon ungeduldig in der nächsten Schlange, vor den Klos, zwischen leichtbekleideten Tätowierten, wenigstens war es hier feuchtwarm und nicht feuchtkalt. „Worauf habt ihr den Lust?“, fragte Scrabbie in die Runde. „Tee!“, verlangte Monsta. „Lebkuchen!“, forderte Roland. „Zimtsterne!“, wünschte Mia. „Stollen!“, wollte Max. „Eierpunsch!“, orderte Scrabbie.

„Es gibt Puderzucker für alle!“,

zwitscherte Madame Sehnsucht und zwängte sich mit der Ziehgruppe in die enge Kabine. Roland versuchte sich in eine Ecke der Kabine zu drücken und so wenig Körperkontakt zu den anderen zuzulassen wie möglich. Scrabbies Blick hing an den langen Wimpern von Madame Sehnsucht. ‚Ob die wohl echt waren?‘ Monsta verstrubbelte sich mal wieder seine Haare. Das war ihm jetzt eigentlich alles ein bisschen zu viel Gewusel. Mia, die Praktische, fragte: „Frau Kammersängerin, was machen wir hier?“ Samantha Sehnsucht lachte glockenhell auf: „Wir üben für den Weihnachtschor der himmlischen Heerscharen. Der braucht für das Weihnachtskonzert noch Verstärkung und ich sehne mich nach Eurer Unterstützung.“ Monsta plusterte sich auf: „Da brauche ich vorher nicht nur einen Tee, sondern ein ordentliches Käsebrot, sonst geht gar nix.“ Scrabbie quietschte: „Ich kann nicht singen, ich bin im Stimmbruch“. Roland sagte nichts, aber sein Gesicht lief rot an. Mia dagegen blickte strahlend in die Runde: „So lasst es uns doch wenigstens einmal versuchen. Ich wollte schon immer mal singen.

“Vielleicht schlummern in uns verborgene Talente.“

Samantha Sehnsucht freute sich sichtlich: „Das ist die richtige Haltung.“ Sie trat an das Schränkchen in einer der Ecken der Kabine und öffnete die beiden Flügeltüren … Auf dem Weg sahen sie ihn, den dicken Herrn Wunsch, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, ob der wohl hinter dem nächsten Türchen steckte?

Ja, es stimmte, Herr Wunsch steckte hinter dem nächsten Türchen. Aber er wollte einfach seine Ruhe haben, er war so müde und konnte sich wirklich kaum mehr auf den Beinen halten. Er hatte genug. Alle hatten sie Wünsche über Wünsche, wollten dies und wollten das oder doch lieber was anderes. Das ganze Jahr ging es so, Geburtstagsgeschenke, Ostergeschenke, Valentinsgeschenke und was es nicht noch für Gelegenheiten, um etwas zu schenken und sich etwas zu wünschen. Es wurde jedes Jahr schlimmer und im Advent war es ganz, ganz furchtbar. Es quietschte und pfiff in seinen Ohren. Das waren die Stimmen und Gedanken der Menschen, die sich gerade etwas wünschten. Herr Wunsch stemmte sich von innen gegen die Tür, damit ja niemand hereinkam. Auch wenn er wusste, dass ihm das nichts nützen würde. Sich selbst konnte er keinen Wunsch erfüllen, sonst hätte er sich schon lange mindestens ein Jahr Pause vom Wunsch erfüllen gewünscht.

Da hörte er das Jauchzen von Scrabbie und irgendwie schien es ihm, dass damit auch das Quietschen in seinen Ohren etwas weniger wurde. Er lächelte in sich hinein und fühlte sich gleich nicht mehr gar so verzagt. Vielleicht würde ja doch noch ein Wunder geschehen und irgendwer sich etwas wünschen, das von Herzen kam, allen Menschen diente und nichts mit Materiellem zu tun hatte.

Da klopfte es an seine Tür. Sollte er öffnen? Oder sollte er sich einfach hinter das 24. Türchen schleichen und sich dort bis Weihnachten verstecken? Mhmm, das war nun die Frage. Nein, das konnte Herr Wunsch niemanden antun, er war ja gewissenhaft und pflichtbewusst. So richtet er seinen Anzug, fuhr sich nochmals durch sein Haar, öffnete die Tür einen Spalt und stand Scrabbie gegenüber.

Wie wohl die Geschichte weitergeht?

Morgen ist Ulrike – http://www.ulrikearabella.de/ dran, sie wird den Faden weiterspinnen.

als PDF Mias Blog-Adventskalender 2018 Tür 1 – 9

Dann kommen noch:

12 Anneliese – http://www.wenn-leben-erzaehlt.de
13 Jürgen – http://www.wenn-leben-erzaehlt.de
14 Sonja – https://stern-zeilen.jimdo.com/
15 Anne – https://kuechenblocksite.wordpress.com
16 Anneliese – http://www.wenn-leben-erzaehlt.de
17 Mo – https://mosaiksrunen.wordpress.com/
18 Christiane – https://derrauminmir.wordpress.com/
19 Hedda – http://www.hedda-lenz-blog.de/
20 Claudia – https://www.claudia-toelle.de/
21 Hedda – http://www.hedda-lenz-blog.de/
22 Michaela – https://www.platz-nehmen.com
23 Renate – http://www.immer-wieder-lieben.de
24 Mia und Monsta

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2 Kommentare

  1. Liebe Michaela,
    der überforderte und pflichtbewusste Herr Wunsch hat es mir sehr angetan. Ja, es stimmt, wir Menschen überschlagen uns oft vor lauter Wünschen, aber dabei geht das Wesentliche oft verloren.
    Danke für diese wertvollen Impulse. Ich freue mich, den Geschichtsfaden von hier aus weiter zu spinnen.

    Herzliche Grüße
    Ulrike

    1. Liebe Ulrike, herzlichen Dank für Dein Feedback. Herr Wunsch war so präsent, ich hätte ihn gar nicht anders gestalten können. 🙂
      Habe schon gelesen, dass Du ihm so einen glitzernden Lametta Anzug verpasst hast. Herzlich Michaela