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Konsumenten an der Macht?

Bild von Speedy McVroom auf Pixabay

Vor gut einer Woche fand ich auf helpORF.at einen Artikel über einen Ökotest “Gefährliche Duftstoffe in Haarspülungen“. Zwar verwende ich keinen Conditioner, aber ich bilde mich ja weiter. Ergebnis des Tests: Diverse Produkte sind durchgefallen, weil sie unter anderem im Verdacht stehen, Krebs erregend zu sein. Als ich das las, wurde ich so richtig grantig (österreichisch für sauer). Im ersten Moment war ich fast verwundert, wie mich das Thema triggerte (so neu sind ja bedenkliche Produkte nicht). Aber wahrscheinlich war es der Vollmond. Spaß beiseite, ich kam dann schon auf den Grund. Sind Konsumenten wirklich an der Macht?

Liegt Konsument_innen-Bashing im Trend?

Ich kann es einfach nicht mehr hören!!! Egal, worum es geht, ganz schnell heißt es – ganz gleich ob in den „sozialen“ Medien, im Bekanntenkreis oder bei sonstigen Gesprächsrunden – als Konsumentin habe man die Macht zu verändern, die Verantwortung, die richtigen Produkte (ökologisch, gesund, nachhaltig, recyclebar etc.) zu kaufen und die Schuld, wenn es mal nicht funktioniert.

Verantwortung und Macht – eine Einbahnstraße?

Aber wo bleibt die Verantwortung dieser Firmen? Warum dürfen Firmen Produkte auf den Markt bringen, die im Verdacht stehen gesundheitsschädlich zu sein oder es sogar tatsächlich sind?

Muss ich wirklich

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Der Preis allein erzählt nichts mehr

Auch der Preis ist auch kein Qualitätsmerkmal mehr. „Bedenkliches“ kann man in allen Preiskategorien kaufen. Höherer Preis bedeutet nicht mehr automatisch bessere Qualität, eher höhere Marketingkosten oder Gewinnmarge. Es muss doch möglich sein und gesetzlich reguliert sein können, dass durchschnittliche Intelligenz, Bildung und Hausverstand ausreichen, um halbwegs vernünftig einkaufen zu gehen!?!?

Keine App und keine Lupe

Nein, ich will keine App auf mein Handy installieren müssen, um zu verstehen, was ich da kaufe. Nein, ich mag keine Lupe mitnehmen müssen, um für den Einkauf gerüstet zu sein. Die Produktbeschreibungen sind mittlerweile in einer Schriftgröße angeführt, die nur noch mit großem Aufwand oder mit Adleraugen zu lesen sind. Spätestens ab 50+ können es wahrscheinlich 80% der Menschen nicht mehr entziffern, was auf der Packung steht. Da stellt sich mir die Frage, ist das Absicht und diskriminiert es mich schon?

Kennzeichnung oder ich verstehe nur Bahnhof

Darunter fällt auch die Kennzeichnung. Ich muss prüfen, ob das Pflege- oder Putzmittel tierversuchsfrei ist? Genau umgekehrt sollte ein Schuh daraus werden. Es muss gekennzeichnet werden, dass Tierversuche gemacht wurden und nicht, dass keine gemacht wurden. Auch mein Latein ist schon zu lange her, um mit den durchwegs auch wohlklingenden Namen etwas anfangen zu können. Macht doch selbst die Probe aufs Exempel! Nehmt Euch ein in Eurem Haushalt verfügbares Pflege- oder Reinigungsmittel zur Hand und schaut einmal, was Ihr genau davon versteht. Nur Bahnhof? Das glaube ich Euch sofort, geht mir nicht besser. Und damit soll ich als Konsumentin an der Macht sein?

Abrakadabra klingt nach Zauberformel

Test: Wer von Euch weiß, was Dihydrogenated Tallowoylethyl Hydroxyethylmonium Methosulfate ist? Dieser Inhaltsstoff erregte zuletzt bei Weichspülern Aufsehen, es ist nämlich Rindertalg. Ich habe soeben nochmals recherchiert und wo ist es noch drinnen? Ja genau, es kann auch in Conditioner drinnen sein (War aber jetzt reiner Zufall, dass ich dies in dem Zusammenhang gefunden habe.)

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Warum muss ich recherchieren, in welchem Waschmittel Mikroplastik drinnen ist und warum es da drinnen ist? Das hat so auf der Verpackung zu stehen, dass ich es SOFORT lesen kann. Warum ist in Kosmetik Mikroplastik enthalten? (Außer bei Peelings und Zähneweißmacher hätte ich keine logische Erklärung dafür, die ich nicht recherchieren müsste) Der Beispiele gibt es viele und sicher fällt Euch, liebe Leser_innen sofort auch noch einiges ein, das Ihr beisteuern könntet.

Einkaufen als fulltime Job?

Selbst bin ich eh schon eine richtige „Schauerin/Prüferin“ geworden. Es gibt zu vielen herkömmlichen Produkten schon Alternativen zu kaufen – leider oft nur mit Aufwand in mehreren Geschäften gesammelt, oder sogar nur online bestellbar. Aber hallo, muss es alle interessieren, was sich an Chemie und Gift in unseren Pflege- und Reinigungsmittel befindet? Müssen alle dafür Zeit haben oder sich nehmen? Was ist mit den Mitmenschen, denen es in fordernden Lebensphasen zeitlich mehr schlecht bis gar nicht möglich ist, als Sherlock Holmes ihre Einkäufe zu erledigen. Muss ich nicht davon ausgehen können, dass die Konzerne uns so „wohlgesonnen“ sind, uns nicht zu vergiften, oder? Oder zumindest nur ein bisserl!

Firmen wollen mir etwas verkaufen, sind sozusagen auch Dienstleistungsbetriebe. Sie bekommen Geld von mir für ihre Ware. Dann sollen sie sich gefälligst darum kümmern, dass ich keinen Aufwand habe, ihre Produkte zu kaufen und dabei gesund zu bleiben.

Wenn ich Verantwortung trage für meinen Einkauf, dann haben Produzenten und die Politik (jetzt muss ich schon fast selbst lachen) auch Verantwortung und die sollen sie endlich wahrnehmen.

Wie seht Ihr das? Konsumenten an der Macht? Stimmt das?

Fazit für mich: JA, zeigen wir mit unserem Konsumverhalten auf, was wir kaufen wollen. JA, sind wir informiert, lästig und aufzeigend. JA, wehren wir uns gegen Strukturen von Wirtschaft und Politik, was Inhaltsstoffe und Kennzeichnungen betrifft. Seien wir aber nicht zu streng mit jenen, denen es aus welchen Gründen nicht immer möglich ist.

NEIN, wir haben nicht alles selbst in der Hand und NEIN ohne politische Regeln geht es nicht.

PS: Und weil ich mich immer wieder über etwas aufrege, das Konsum betrifft, hier mein Beitrag zu zerstörten Jeans 🙂