Mittlerweile ist wieder etwas Alltag in mein Leben eingekehrt. Die Kurzarbeit wieder etwas länger geworden und mein Aktionsradius im Außen auch. An eine neue Normalität mag ich mich nicht gewöhnen und die alte hat sich hinter Masken versteckt.
Alltag – Frühlings-haft und Masken-haft
Ich habe etwaige Schlangen vor Bauhäusern oder Möbelgeschäften weder verlängert noch verbreitert. Was für einen Hund die Leine ist, ist für mich die Maske – sie macht mir noch immer Ausgangsbeschränkung. Dieses vieldiskutierte Ding schaffe ich gerade für die Länge meines Lebensmitteleinkaufes anzubehalten, ohne zu hyperventilieren und/oder einer meiner letzten Gehirnzellen Sterbehilfe zu geben. Für mich als Brillenträgerin zeigt sich vieles zur Zeit sehr nebulös. 😉
Mein Sofa und ich sehen uns wieder seltener. Doch treffen wir uns noch immer öfters als vor dieser Krise. Da bleibt es natürlich nicht aus, dass ich noch genügend Zeit habe, zu reflektieren, was ich in den vergangenen Wochen getrieben habe. Immerhin reden wir von 6-7 Wochen. Das vorläufige Resümee ist kurz und ernüchternd: wenig.
Geschenkte Zeit – ein etwas anderer Alltag
Mein brav konditionierter und gesellschaftlich brauchbarer Anteil jault und heult während ich diese Zeilen schreibe, dass ich nicht so funktioniert habe, wie es sich gehört. Was hätte ich in dieser Zeit nicht alles tun und erledigen können!?Diese Chance, dieses Geschenk an Zeit muss doch genützt werden!!! Vorschläge fanden sich im Internet ja zuhauf.
Was möglich gewesen wäre
Strukturen einhalten, putzen, Platz für Neues schaffen (ausmisten), Sport treiben, meditieren, Yoga machen, ein Buch schreiben, gesund kochen, mich selbst optimieren, ein neues Hobby beginnen oder sogar Fremdsprachen lernen – dies ist nur ein kleiner Ausschnitt all dieser Möglichkeiten, um meine Zeit “gut/sinnvoll“ zu nutzen.
Was im Alltag wirklich passiert ist
Ein neues Naturschutzgebiet
Dass mein Beitrag zur Putzchallenge 2020 unter ferner liefen fallen würde, war schon im März klar. Mittlerweile gibt es eine neue Spezies in meinem Schloss. Staublurche! Sie dürften nach diesem besonderen Frühjahr 2020 im restlichen Österreich bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten stehen, bei mir haben sie so etwas wie ein Naturschutzgebiet gefunden. Sie sind bei mir in meinem “Schloss” geschützt. Wer sich in feindlicher Absicht nähert, hat sich erst einmal durch meinen dschungelartig verwilderten Garten zu kämpfen. Somit sind ihre Überlebenschancen hier im häuslichen Schutzgebiet zumindest in nächster Zeit noch gesichert.
Faulheitsbedingte Hüterin der Blumenwiese
Wobei der verwilderte Garten auch Tierarten aufnimmt und so fast schon zum Biotop geworden ist – sehr zum Leidwesen meiner NachbarInnen. Diese bevorzugen als Hauptfarbe im Garten eher grün. Bei mir ist es gelb. Gartenfundamentalisten würden mir wohl am liebsten Schotter in den Garten als Alternative zu Sand in die Augen streuen. Aber was kann ich dafür, dass sich die Löwenzähne dieser Welt in meinem Garten versammeln? Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass ich die faulheitsbedingte Hüterin, der Bienenwiese bin und Löwenzahn, Hahnenfuss, roter Klee, Gundermann etc. willkommen ist. Dafür brummelt und fliegt es bei mir, dass es gerade so eine Freude ist – Bienen, Hummeln, Rosenkäfer. In meinem Garten gibt es aktuell mehr Flugverkehr als am International Airport Salzburg. Wie lange das noch geduldet wird, keine Ahnung!
Nix mit Struktur und genau nach der Uhr
In meinem Schloss gibt es noch immer von Putzgeräten unerforschtes Terrain. Etliche Hausstaubmilben befinden sich noch im Winterschlaf und wurden nicht durch die Krise initiierte Putzaktionen geweckt. Die bereits Erwachten legen mit den Staublurchen auf meinem weißen Regal eine kesse Sohle aufs Parkett und bereiten den Boden für Staubgraffiti. Mein Motto, leben und leben lassen!
Strukturen, da war doch was? Als schrullige alleinwohnende ältere Dame sind meine einzigen Strukturgeber zwei flauschige Katerbuben, die pünktlicher wie die Sonnenuhr ihre Mahlzeiten und Streicheleinheiten einfordern. Dies ganz strukturiert und penetrant! Gilt das auch? Sonst war mein Stundenplan eher für die Tonne.
Ausmisten war auch nicht
Ebenso hat das Ausmisten nicht funktioniert. In meinem Kleiderschrank sieht es noch immer nicht aus wie in einer Edelboutique um 8.55 Uhr vor dem Aufsperren, weder die Ordnung noch die Reduziertheit. Dafür ist mein Kleiderkasten eindeutig zu klein. 😀
Die Fotos sind auch noch nicht von meinem ersten Ultraschallbild (haha, die gab es 1966 gar nicht) bis zum heutigen Tag minutiös durchsortiert und die Steuererklärung 2019 kann mich gerade… . Es liegt immer noch Altpapier in Form von Zeitschriften aus 2018 herum. Ich habe weder frisch ausgemalt noch die Glühlampe ausgewechselt, die schon seit Wochen nicht mehr funktioniert. Im Dunklen tappe ich in verschiedenen Bereichen zur Zeit sowieso , da macht das Licht dieser Glühbirne auch keinen Unterschied mehr.
Dafür habe ich das Altglas weggebracht. Ist doch auch schon was. Aber nur, damit niemand weiß, was ich den letzten Wochen alles getrunken und gegessen habe. So offen will ich dann doch nicht über meine Problemzonen sprechen. 😉 Die sieht man eh an meinem Körper.
Ob ich zu wenig Sinnvolles getan habe in dieser Zeit? Die Antwort bleibe ich zum Teil schuldig, weil ich nicht weiß, welchem Anteil in mir ich die Beantwortung überlassen soll. Ich denke, es ist/war, wie es ist/war und es war gut so.
Wie erging es Euch so? Die Zeit dauersinnvoll genützt und gut getaktet? Habt auch Ihr wieder etwas Alltag in Eurem Leben?
Freue mich, darüber in den Kommentaren zu lesen.